Lichtbildervortrag Erwin Grabmayer

Verabschiedung im Urnenhain, Linz Urfahr am 27. Februar 2024   (Worte von Clemens Grabmayer)

Guten Morgen. Meine Aufgabe ist es, einen einführenden Bildervortrag über wichtige Stationen im Leben meines Vaters Erwin Grabmayer zu geben. Früher hätten wir dazu eine Box mit Dias in einen Projektor geschoben. Heute kann ich durch die folgenden 29 Bilder klicken.

  1. "Unser Prinz Erwin" ist das erste Bild aus dem Leben meines Vaters, das wir haben. Er ist darauf 2 Jahre alt, am 2. Dezember 1937, wie am Bild vermerkt. Scheinbar bei einem Fotografen wie auch das nächste Foto.

    Unser Prinz Erwin (2. Dezember 1937)


  2. Hier ist der Zweijährige mit seinen Eltern Edeltraud und Anton zu sehen. Ich bin immer wieder gerührt über das Foto, das früher jahrelang über meinem Schreibtisch in Dornach hing. (Speziell die selbstgestricken Sachen haben es mir angetan.)

    Familie Grabmayer (2. Dezember 1937)


  3. Auf diesem Bild ist der Prinz auf seinem neuen Dreiradler zu sehen, den er zu Weihnachten, wahrscheinlich 1939, vom Christkind bekommen hat. Er wohnte mit seiner Familie damals in Linz Untergaumberg.

    Familie Grabmayer (2. Dezember 1937)

    Dazu will ich zwei kurze Geschichten aus seinen Kinderjahren erzählen, in seinen eigenen Worten.

    Zuerst eine Geschichte über Kopfläuse. Er erzählte: "Wenn ich an meine Kindergartenzeit zurückdenke, fallen mir sofort die Kopfläuse ein, die wir uns manchmal beim Spielen im Kindergarten eingefangen haben. Das ist mir deshalb so in Erinnerung geblieben, weil das Auskämmen dieser Läuse eine Plage war. Da ist mir nämlich die Mutter mit einem feinzahnigen Lauskamm durch die Haare gefahren und hat dabei ganze Haarbüschel mit ausgerissen. Das hat furchtbar weh getan."

    Und dann noch die Geschichte mit der Bierkiste, in seinen eigenen Worten: "Einmal haben wir Schulbuben uns an einen Bierwagen gehängt. Die wurden damals noch von Rössern gezogen. Dabei sind mehrere Bierflaschen zu Bruch gegangen, worauf mein Vater eine Bierkiste zahlen musste. Eine Katastrophe für unser schmales Familienbudget. Damals hab ich mir ein paar ordentliche ‚Tachteln’ vom Vater eingehandelt."


  4. Nach einem grösseren zeitlichen Sprung sehen wir Erwin hier mit einer Eule auf dem Wuschelkopf im Rodltal mit einer Jugendgruppe, wir glauben, von den Naturfreunden.

    Erwin mit Eule am Kopf mit einer Gruppe Jugendlicher im Rodltal


  5. Nach einem weiteren zeitlichen Sprung sehen wir Erwin hier, nach seinem Übertritt zum Österreichischen Touristenklub im Alpenverein mit einer Gruppe Kletterer nach dem sicher nicht einfachen Durchklettern des Nordpfeilers des Traunkirchner Kogel am Traunstein. Es könnte sein, daß sich einer der heute Anwesenden auf diesem Foto erkennt.

    Erwin mit Gruppe Kletterer nach der Durchsteigung des Traunkirchnerkogel-Nordpfeilers in den 1950-er Jahren


  6. Dieses Bild zeigt Erwin in den späten 1950-er Jahren am Bachlbergweg in Linz mit den beiden Hertas: meiner Mutter Herta, seiner damaligen Verlobten, und ihrer Mutter Hertha, meiner Großmutter.

    Erwin mit Herta und Hertha Fischer in den 1950-er Jahren


  7. Hier das Hochzeitsbild meiner Eltern aus 1960. Sie haben damals in der Friedenskirche in Urfahr geheiratet. Sie wohnten dann noch rund 4 Jahre in der Leonfeldner-Straße in Urfahr bei meinen Großeltern.

    Hochzeit Erwin Grabmayer und Herta Fischer 1960


  8. Nach einem weiteren zeitlichen Sprung, während dem ich geboren wurde, ist hier mein Vater Erwin mit mir auf einer DDSG-Schiffsreise nach Passau zu sehen, beide etwas schnabulierend, ganz offenbar im Outfit der mittleren 1960-er Jahren.

    Erwin und Clemens Grabmayer auf dem Schiff nach Passau in den 1960-er Jahren


  9. Hier lehrt mich mein Vater Schifahren, es scheint mir, daß es am Stubnerkogel in Bad-Gastein ist. Vorbildlicher Hüftknick bei meinem Vater, ungenügende Schiparallelführung bei mir.

    Erwin lehrt Clemens Schifahren am Stubnerkogel


  10. Hier liest mein Vater in den frühen 1980-er Jahren zu Weihnachten aus seiner Weihnachtsgeschichte vor, die genau jene Weihnachten behandelte, zu denen er den Dreiradler bekommen hat, den wir vorher gesehen haben.

    Erwin liest aus seiner Weihnachtsgeschichte


  11. Mein Vater Erwin hat Maschinenschlosser gelernt, in den mittleren 1950-er Jahren. Er wurde dann Dampflokheizer und danach staatlich geprüfter Dampflokführer und Kesselwärter bei den ÖBB. Meine Großmutter sagte immer: "Der Erwin lernte immer gut, er saß auch bei schönem Wetter daheim, Aufgaben zu machen." Sicher aus Ehrgeiz, aber doch auch wegen dem allgegenwärtigen Kohlenstaub, schulte er bald auf Elektro-Lokführer um. Danach wurde er selbst Ausbildner für den Lokführernachwuchs, und das heißt genau: Schulungstriebfahrzeugführer, und Instruktor für den Lokbetrieb.

    Hier sehen wir ihn in den 1980-er Jahren am Führerstand der deutschen Elektrolokomotive E-120, der (wie er oft betonte) ersten seriell gebauten drehstrombasierten Elektro-Lokomotive.

    Erwin auf E-120


  12. Hier sehen wir Erwin mit Kollegen bei einer bundesweiten Schulung von Lokführer-Ausbildungspersonal der ÖBB, wie mir scheint in den späten 1970-er Jahren.

    Erwin auf Fortbildung


  13. Abgeschlossen hat mein Vater seine berufliche Karriere vielleicht überraschenderweise oft wieder auf Dampflokomotiven. Nämlich oft auf Sonderfahrten einer Dampflok 41018, die eine Gruppe deutscher Enthusiasten in unermüdlicher Arbeit von Kohlebeheizung auf Ölfeuerung umgestellt hat, und dann für regelmäßige Sonderfahrten in Österreich eingesetzt haben. Dafür waren österreichische Verantwortliche nötig, die den Umgang mit Dampflokomotiven noch gelernt hatten, wie zum Beispiel mein Vater.

    Erwin und Herr Lüdecke auf der 41018


  14. Hier mein Vater und meine Mutter auf der Dampflok 41018 am 30. Juni 1991 bei der letzten Sonderfahrt meines Vaters vor seiner Pensionierung.

    Erwin und Herta auf der 41018


  15. Und hier dann vor 41018.

    Erwin und Herta vor der 41018


  16. Hier bekommt mein Vater vom Betriebsleiter der Zugförderungsleitung Linz [Herrn Steinwendner] eine Zugpfeife der Lok 1141 in Messing zu seiner Pensionierung im September 1991. Darauf stand: „Zur Erinnerung für das vorbildliche hilfsbereite Verhalten und die kooperative Zusammenarbeit mit der Betriebswerkstätte.“

    Familie Grabmayer (2. Dezember 1937)


  17. Nach seiner Pensionierung konnte mein Vater sich stärker seinen sportlichen Hobbys widmen, hier zum Beispiel dem Segeln.

    Erwin auf Segelregatta

    Ein besonderes Ereignis war dabei seine Teilnahme (im Sommer 1991) am 1000-Meilen-Ecker-Cup von Marmaris in der Türkei über Pylos in Griechenland bis nach El Kantaoui in Tunesien. Jedem Mitglied der Crew wurde ein bestimmter Aufgabenbereich zugeordnet. Ihm wurde zugetraut, daß er die Mechanik des Bootes in Schuss halten kann. Sie durften den Motor in besonderen Fällen anwerfen, zum Beispiel zur Wärmeerzeugung, um Sachen zu trocknen. Und als dann wirklich der Bootsmotor ausgefallen ist, war das für ihn eine große Herausforderung. Es war schwierig, aber es gelang ihm. Als Lohn wurde sein Team zweites in der Gesamtwertung von zirka 40 Regattateilnehmern.

  18. Auf diesem Bild ist mein Vater während eines Urlaubes meiner Eltern in den Sextener Dolomiten zu sehen, auf dem Gipfel des Paternkofels (2744 m). Er schaut in Richtung der Drei Zinnen außerhalb des Fotos, zu seinen Füssen die 3-Zinnen-Hütte, und neben seinem Kopf sieht man die zwei prominenten Gipfel des Toblinger Knoten (2617 m), die meine Eltern am Vortag erklettert haben.

    Erwin auf dem Gipfel des Paternkofels mit unten sichtbar die Drei-Zinnen-Hütte und der Toblinger Knoten


  19. Sicher 20-25 Jahre ist mein Vater dann auch viel Rad gefahren, in der näheren und weiteren Umgebung, oft auch über der Grenze am Moldaustausee und nahe Krummau, aber auch oft in den Bergen Österreichs. Auf diesem Bild fährt er mit seinem Kollegen Ludwig Hauer auf der Großglockner Hochalpenstraße nahe dem Fuschertörl.

    Erwin und Ludwig Hauer fahren auf der Großglockner Hochalpenstraße


  20. Hier Vater und Herr Hauer beim Gedenkzeichen Fuscher Törl auf 2428 m Höhe.

    Familie Grabmayer (2. Dezember 1937)


  21. Im Winter ist mein Vater immer viel Langgelaufen. In den frühen 90-er Jahren oft mit mir am Hochficht and Sternstein, später mit Kollegen die er kannte, und dann selbst sehr lange in Bad-Mitterndorf, wo er eine Saisonkarte hatte.

    Erwin beim Langlaufen in Bad Mitterndorf


  22. Hier ein Familienfoto von einer Fotografin von uns Dreien aus dem Jahr 2017.

    Erwin, Herta und Clemens bei Fotografin


  23. Mein Vater und unsere nahe Familie mit Freunden und Bekannten meiner Mutter zu ihrem Geburtstag 2019 in der Wallfahrtskirche St. Gotthard im Texingtal in Niederösterreich.

    Erwin mit Familie und Bekannten bei Geburtstag Herta


  24. Auf diesem Bild ist mein Vater zu sehen, im Skype-Gespräch mit mir in Italien. Wir haben eigentlich jeden Abend um 19.00 Uhr kürzer oder länger zu dritt damit Kontakt gehabt. Das Foto scheint aber während eines längeren Gesprächs an einem Weihnachts- oder Sylvesterabend aufgenommen worden zu sein.

    Skypegesprä Erwin mit Clemens


  25. Dieses Foto zeige ich, weil Vater es besonders gern hatte. "Do san jo de drei Hund" sagte er später öfter. Aufgenommen wurde es im Jänner 2020 auf der Bergstation der Gran Sasso Seilbahn in Abruzzo in Italien, wo mich mein Vater besuchte. Wie gewohnt hatte Vater "Leckerli" eingesteckt, womit er für gewöhnlich österreichische Hunde verwöhnte. Hier sehen wir, daß sich aber auch italienische Hunde den Leckerli gegenüber nicht abgeneigt zeigten.

    Erwin mit 3 Hunden auf Campo Imperatore


  26. Das war in diesem schneearmen Jänner 2020 (zu einer Zeit, als Covid noch ein Gerücht aus China war) auf der Seilbahn-Bergstation des kleinen Schigebiets auf Campo Imperatore. Hinter meinem Vater ist Corno Grande zu sehen, das große Horn, der höchsten Berg im Gran Sasso Gebirge. Obwohl er der Reise nach Italien mit sehr gemischten Gefühlen entgegengesehen hatte, sagte er schließlich, daß er doch froh war, gefahren zu sein, und daß diese ihm diese Reise gefallen habe.

    Erwin auf Campo Imperatore


  27. Das war letztes Jahr im Sommer in Wien Penzing, auf einer Bank beim Warten auf die Straßenbahn.

    Erwin und Clemens auf einer Bank sitzend


  28. Und hier mit meiner Mutter, ein rührendes Foto wie ich finde (im Unterschied zu ihr selber).

    Erwin und Herta auf einer Bank sitzend


  29. Das letzte Bild zeigt meinen Vater 4 Tage vor seinem Tod, mit vor sich noch das tägliche Sudoku aus den Oberösterreichischen Nachrichten (auch wenn er es nicht mehr gelöst hat). Es war das noch ein ereignisreicher Tag für ihn, mit dem Besuch einiger Verwandter. Wegen der aufopferungsvollen Pflege meiner Mutter und der 24-Stunden-Hilfe habe ich ihn selbst noch einmal sehen können, 3 Tage später. Er hat dabei darauf bestanden, von meinem mitgebrachten Rotwein Montepulciano d'Abruzzo noch 3 Schluck zu trinken, und zwar gleich, und nicht erst am nächsten Tag, an dem es zu spät gewesen wäre.

    Erwin am Krankenbett mit Sudoku



Clemens Grabmayer / www: https://clegra.github.io / mailto: c one dot a one dot grabmayer one at gmail one dot com / Last modified: Sun 10 Mar 2024 12:32 CET / Valid HTML 4.01 Transitional